„Mama, die Nachbarn haben gerade süße Hundebabys! Können wir eins haben?“ Fast jedes Kind äußert irgendwann den Wunsch nach einem Tier. Also, was tun als Eltern? Wir haben Kathrin Fichtel vom Forschungskreis „Heimtiere in der Gesellschaft“ in Bremen gefragt, was für die Anschaffung spricht – und was es noch zu beachten gibt.
Kuschelfaktor
Untersuchungen belegen, dass das Streicheln von Tieren für Entspannung beim Menschen sorgt. Der Blutdruck und die Herzfrequenz werden gesenkt, die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol wird verringert – gleichzeitig vermehrt sich Oxytocin, das auch als „Kuschelhormon“ bekannt ist. Wissenschaftler erklären das so: Hunde und Menschen stammen vom selben Stammbaum ab. So wissen wir instinktiv durch einen ruhigen Hund, dass kein Feind in der Nähe ist. Das bedeutet, wir können uns ebenfalls entspannen. Diese Ruhe führt dann wiederum dazu, dass unsere Konzentration steigt, gleichzeitig auch die Motivation. Hilfreich ist das bei Kindern, z. B. bei den Hausaufgaben. Befindet sich ein entspanntes Tier im Raum, fällt den Kindern die Arbeit oft leichter.

Zahlen & Fakten

In unserer immer schneller werdenden Welt mit vielen Veränderungen bilden Haustiere für Kinder oft eine feste Konstante. Vor allem Katzen (ca. 12 Mio.) und Hunde (ca. 7 Mio.) sind hierzulande beliebt. Mittlerweile leben in vier von zehn Haushalten Tiere, insgesamt 28,5 Millionen in deutschen Haushalten. Übrigens: Haustiere, wie wir sie heute kennen, gibt es erst seit rund 150 Jahren. Ein gutes Beispiel dafür sind Kaninchen. Sie galten lange als Nutztiere, die die Fleischversorgung sichern sollten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Kaninchen als Freunde für Kinder entdeckt.
Positive Wirkung
Tiere wie Hunde oder Katzen können Kindern oft helfen, sich zu Öffnen oder Ängste abzubauen und geben Geborgenheit. In einer Pilotstudie hat man jetzt herausgefunden, dass Hunde sogar die Lesefähigkeit bei Kindern erhöhen! Dem Tier (anstelle der Klasse) vorzulesen, mindert den Stress des Vorlesers, die Motivation steigt und die Leistung verbessert sich. Außerdem lernen Kinder durch Tiere auch weitere Kompetenzen wie Rücksichtnahme, Verantwortungsbewusstsein und Sozialverhalten.
Alles für Ihr Tier
Bei Ihrem Familieneinkauf in unseren Märkten erhalten Sie auch alles für Ihren besten Freund: sowohl Nass- und Trockenfutter für junge und alte Hunde, Futter für Vogel, Nager, Fisch und Pferd als auch Hygieneartikel und Spielzeug für Hund und Katze.
„Tiere steigern das Verantwortungsbewusstsein.“
Kathrin Fichtel (Bild unten), stolze Besitzerin eines Island-Pferdes, hat ihre Tierliebe zum Beruf gemacht. Sie arbeitet seit mehr als vier Jahren beim Forschungskreis „Heimtiere in der Gesellschaft“ in Bremen.
MyTime:
Viele kennen das: Ihr Kind möchte ein Tier. Wie lange darf man sich mit der Entscheidung Zeit lassen?
Katrin Fichtel:
Mit dieser Entscheidung darf man sich ruhig etwas Zeit lassen. Wenn Sie bedenken, dass ein Kaninchen bis zu sieben Jahre leben kann, ein Hund bis zu 15 Jahre und eine Katze auch mal 20 Jahre alt wird, sollten Sie reiflich darüber nachdenken. Baut Ihr Kind Druck auf, suchen Sie Wege, wie man den Alltag mit Tieren kennenlernen kann. Möglich ist es beispielsweise, auf ein Tier während des Urlaubs von Freunden aufzupassen. Manchmal gibt es auch Schultiere, die während der Ferien eine Betreuung suchen. Alternativ besuchen Sie Freunde mit Tieren. Oder: Sie betreuen eine Zeit lang ein Tier aus dem Tierheim.
MyTime:
Erwachsene müssen also die Entscheidung allein treffen?
Katrin Fichtel:
Richtig! Kinder können zwar viel lernen, wenn ein Tier Familienmitglied ist – zum Beispiel soziale Regeln wie „eine Katze zieht man nicht am Schwanz“ – aber letztlich sollten sie nicht die gesamte Verantwortung tragen. Das führt schlimmstenfalls zu Überforderung. Unter diesen Umständen entsteht keine positive Bindung. Nach unserer Einschätzung ist ein Kind erst im Alter von 12 Jahren fähig, allein mit einem Hund Gassi zu gehen. Auch das gilt nur unter der Voraussetzung, dass der Hund gut erzogen und nicht zu stark ist. Bei Kleintieren wie Meerschweinchen kann der Nachwuchs natürlich schon früher mithelfen, füttern oder den Stall säubern. Dennoch muss man als Erwachsener dabei sein und darauf achten, dass das Kind mit dem Tier richtig umgeht und dessen Bedürfnisse achtet.
MyTime:
Was spricht für die Anschaffung eines Haustieres?
Katrin Fichtel:
Wahnsinnig viel (lacht)! Tiere können ein idealer Gesprächspartner für Kinder sein, sie können ihnen vorbehaltlos Probleme anvertrauen, bieten sozialen Rückhalt, steigern das Verantwortungsbewusstsein und spenden Liebe und Wärme. Darüber hinaus kann ein Tier die Eltern-Kind-Beziehung stärken, denn die Fragen rund ums Tier, „Wer füttert?“, „Wer macht den Stall sauber?“ oder „Wer geht mit ihm raus?“ sind Aufgaben, denen sich die gesamte Familie stellen muss.
MyTime:
Und was spricht dagegen?
Katrin Fichtel:
Wenn man sich als Eltern nur für das Tier entscheidet, weil das Kind es will. Das Tier ist ein Lebewesen und hat eigene Bedürfnisse. Dazu gehört beispielsweise, Kleintiere nicht allein zu halten oder die nötige Zeit aufzubringen – Hunde brauchen z. B. mehrere Stunden Auslauf pro Tag. Auch der Platz spielt eine Rolle, z. B. für Kaninchenausläufe, und auch der finanzielle Aspekt sollte nicht au.er Acht gelassen werden – denn nicht nur die Anschaffung kostet Geld, auch das tägliche Futter und Extrakosten wie Besuche beim Tierarzt sind einzuplanen.
MyTime:
Was muss man bei der Anschaffung beachten?
Katrin Fichtel:
Informieren Sie sich vorab sehr gut über die Bedürfnisse des Tieres, das Sie halten wollen, zum Beispiel auf unserer Internetseite oder in Fachbüchern. Alternativ gibt es auch in den Zoohandlungen mittlerweile Informationsblätter, auf denen Sie alles rund um die Tierart finden – beispielsweise, welche Käfiggröße Kaninchen benötigen. Auch bei der tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz finden Sie Infos.
MyTime:
Was tun, wenn Oma und Opa ein Tier schenken?
Katrin Fichtel:
Sehr schwierig! Ein Tier ist kein Geschenk, sondern ein Lebewesen, das sollte Erwachsenen eigentlich klar sein. Wenn Sie das Gefühl haben, Ihre Verwandtschaft könnte es dennoch in Betracht ziehen, erklären Sie, dass Sie diese Entscheidung selbst treffen möchten. Oder bitten Sie sie, nur einen Gutschein zu verschenken. Dann kann die Familie in Ruhe entscheiden und sich vorbereiten. Wenn das Tier doch auf dem Gabentisch sitzt, setzen Sie sich realistisch damit auseinander. Kann ich dem Meerschweinchen noch einen Gefährten dazusetzen, kann ich in einem Raum einen Käfig aufstellen? Und nicht zuletzt: Will ich das auch? Gegebenenfalls müssen Sie andere Lösungen suchen.
MyTime:
Gibt es Tierarten, von denen Sie abraten würden?
Katrin Fichtel:
Ich würde immer domestizierte Tierarten empfehlen. Alle anderen Arten sind nicht an das Leben als Haustier mit Menschen gewöhnt und stellen teilweise nicht zu erfüllende Ansprüche an Lebensraum und Nahrung. Außerdem können gerade exotische Tierarten und Reptilien Krankheiten übertragen und sind eher nichts für kleine Kinder, die noch alles in den Mund nehmen möchten.
MyTime:
Wenn man sich für ein Tier entschieden hat, geht man dann zum Züchter oder sucht im Tierheim?
Katrin Fichtel:
Das muss jeder individuell entscheiden. Wer sich schon auf eine bestimmte Rasse oder auf einen Welpen festgelegt hat, ist sicher beim Züchter besser aufgehoben. Der Weg ins Tierheim lohnt sich aber auf jeden Fall! Hier gibt es so viele tolle Tiere, die vielleicht nur wegen veränderter Lebensumstände abgegeben wurden. Gerade bei Kleintieren werden Sie sicher ganz passende Gefährten für Ihr Kind finden.
„Ein Tier ist kein Geschenk, sondern ein Lebewesen!“

Welches Tier passt zu uns?
Der Forschungskreis „Heimtiere in der Gesellschaft“ hat für alle Eltern eine Tabelle als Entscheidungshilfe erstellt, die das Alter des Kindes, die Lebenssituation und die Anforderungen des Tieres berücksichtigt. Die gesamte Übersicht finden Sie auf www.kinder-tiere.de unter der Rubrik „Wahl des Tieres“. Diese weitere Adressen helfen Ihrer Familie bei der Suche nach dem passenden Haustier: www.mensch-heimtier.de und www.vdh.de
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