Bei einer YouGov-Umfrage Ende 2020 hatten 39 % der Befragten überhaupt keine Vorsätze fürs neue Jahr. Wiederum nur 20 % konnten bei einer weiteren Befragung von sich behaupten, dass sie ihre Vorsätze nicht brechen. Sobald ein Kind unterwegs ist, bekommt Papas Wunsch mit dem Rauchen aufzuhören und Mamas gesunde Ernährung jedoch plötzlich ein ganz anderes Gewicht. Zurecht. Die Gewohnheiten und Verhaltensweisen der Eltern haben einen großen Einfluss auf die Entwicklung des heranwachsenden Kindes. Wir präsentieren daher unsere Top 5 „Domino-Vorsätze“ fürs nächste Jahr mit Nachbrenneffekt für die Zukunft der ganzen Familie.
Die ewige Nummer 1: Sport und Ernährung
Die YouGov Umfrage ergab nicht nur, dass 39 % keine Vorsätze hatten, sondern ebenfalls, dass sich 61 % gesünder ernähren und Sport treiben wollten. Wir scheinen intuitiv zu wissen, dass die Energie, die wir in unseren Körper stecken (Ernährung) und die Art, wie wir sie nutzen (Bewegung), einen immensen Effekt auf die übrigen Aspekte unseres Lebens hat – so auch auf die Familie. Kinder beobachten ihre Eltern ganz genau und es besteht die Gefahr, dass sie sich schlechte Essgewohnheiten und unzureichende Bewegung abschauen: „Sind die Eltern adipös, ist das Risiko der Kinder auch übergewichtig zu werden sogar um 300 Prozent erhöht im Vergleich zu Kindern mit normalgewichtigen Eltern.“, so Prof. Dr. Manfred Müller vom Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde in Kiel in einem Interview für das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die Uni Leipzig geht in einer Pressemitteilung sogar noch weiter und schreibt: „Forscher der Leipziger Universitätsmedizin haben herausgefunden, dass schon die frühe Kindheit entscheidend für die Entwicklung von Übergewicht und Adipositas ist. Sie analysierten dazu die Entwicklung des Gewichts von mehr als 51.000 Kindern von der Geburt bis in die Adoleszenz. Das Ergebnis ist eindeutig: Fast 90 Prozent der Kinder, die im Alter von drei Jahren übergewichtig waren, waren es auch als Jugendliche.“ Aber die Gefahr ist gleichzeitig auch eine Chance. Denn im Umkehrschluss können sich Kinder auch gute Gewohnheiten von Mama und Papa abschauen.
Sport
Sport ist ein wahrer Dominostein, der eine Kaskade positiver Effekte über alle Lebensbereiche hinweg auslösen kann. Um die Auswirkung von 8 Stunden täglichem sitzen auszugleichen, sind laut Ärzteblatt mindestens 5 Stunden Bewegung in der Woche notwendig. Das ist das Grundpaket. Weiterhin verjünge 3-Mal 45 Minuten Ausdauersport pro Woche wörtlich die Körperzellen. Doch das Leben wird durch Sport nicht nur verlängert, sondern gewinnt auch an Qualität. So schreibt das Ärzteblatt im selben Artikel, dass „Eine Studie zeigt, dass 30 Minuten Joggen pro Woche ähnlich effektiv wirken wie ein Antidepressivum“.
Ein praktischer Nebeneffekt, sowohl für angespannte und ausgelaugte Eltern als auch für heranwachsende Kinder (besonders Teenager). Sport gehört somit definitiv auf die Liste der Domino-Vorsätze. Dabei lässt er nicht nur negative Gedanken frei, sondern mache sogar schlau, so Björn Ewig in einem Artikel der Uni Siegen „In einer Vielzahl von Studien konnten Verbesserungen der kognitiven Leistungsfähigkeit durch ein sportliches Training aufgezeigt werden.“ Sport ist demnach nicht weniger als eine Superkraft. Und wer möchte nicht, dass seine Kinder Superkräfte haben?

Ernährung
Die richtige Ernährung wiederum ist der Raketentreibstoff, der Superman und Wonder Woman zum Fliegen bringt – es lohnt also auch hier ein Blick auf die positiven Effekte. Wer den Anteil anderer Beilagen auf dem Teller zugunsten von Vollwertkost minimiert profitiere, das geht aus einem Webbeitrag der Vereine für Unabhängige Gesundheitsberatung hervor, von günstigen Nährstoffverhältnissen, weniger Cholesterin und einem geringeren Übergewichtsrisiko. Das heißt weniger Smog im Kopf und mehr Vitamine im Blut. Klingt nach einem lohnenden Vorsatz.
Vom wir zum ich: zentrieren
Beim Thema Balance hilft auch der dritte Vorsatz im Bunde: Wenn der familiäre Stress des „wir“ so sehr überwältigt, dass kein Platz mehr zum Nachdenken bleibt, dann kann es sinnvoll sein, zum „ich“ zurückzukehren und sich zu zentrieren. Klingt ganz schön esoterisch, bedeutet aber nichts anderes, als einfach mal ein paar Minuten zu atmen. Meditationsübungen können hier hilfreich sein. Das spannende, das bei der Konzentration auf die eigene Atmung passiert, ist, dass nach und nach ein Abstand zwischen den eigenen Gefühlen und dem Beobachter im Kopf entsteht. Dieser Abstand ermöglicht es, Stress und Emotionen objektiver zu betrachten. So kann von einem austarierten Standpunkt aus gehandelt werden. Gar nicht esoterisch findet auch die Harvard Medical School: „Sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um den Kopf zu fokussieren, kann Stress, Schmerzen und mehr reduzieren“.
Sich selbst durch Meditation besser kennenzulernen kann unnötigen Streit vorbeugen und einen klareren Blick für die wichtigen Dingen im Leben schaffen. Schon 15 Minuten am Tag können wahre Wunder für den mentalen Zustand wirken. Der Anfang mag ungewohnt sein, doch mittlerweile gibt es ein ganzes Arsenal an Apps, das Schritt für Schritt an diese neue Supergewohnheit heranführen kann. Beispiele sind Headspace, Calm und Balloon.
Vom ich zum wir: Einander zuhören
Wer sich nicht laufend in den eigenen Gedanken verstrickt, hat automatisch mehr Raum im Kopf, um den Familienmitgliedern richtig zuzuhören, ohne währenddessen bereits eine eigene Antwort zu fabrizieren. So lernt man einander deutlich besser kennen. Richtiges Zuhören ist eine wahre Seltenheit geworden. Der Selbsttest bringt den Beweis: Einfach mal beobachten, wann man wirklich beim Gegenüber und wann im Kopf bei der eigenen Agenda ist.
Den neuen Raum nutzen: Gemeinsame Aktivitäten schaffen
Jetzt gehen Dinge wie neue Gemeinsamkeiten und spaßige Aktivitäten für die Familie entdecken auch gleich viel reibungsloser von der Hand. Vielleicht lässt sich im kommenden Jahr mit diesen Gewohnheiten sogar die ein oder andere Familientradition in Gang setzen. Das wäre doch mal ein voller Jahreserfolg.
Weniger Zeit vor dem Bildschirm
Mittlerweile liegt die durchschnittliche tägliche Mediennutzungsdauer bei circa sieben Stunden. Ein Bericht des WHO-Regionalbüros für Europa fasst die Kausalität zwischen der täglichen Bewegungsdauer, Ernährung und Bildschirmnutzung wie folgt zusammen: „Die vor Bildschirmen verbrachte Zeit führt dazu, dass Kinder mehr sitzen, was wiederum mit einem höheren Konsum kalorienreicher Snacks und Getränke und von Fast Food sowie insgesamt mit einer höheren Kalorienaufnahme in Verbindung gebracht wird.“ Das ist lediglich die offensichtliche Seite der Medaille.
Besonders wichtig ist, die positiven und negativen Effekte der Nutzung abzuwägen und klar zu unterscheiden zwischen produktiven/Lernaktivitäten und reinem Konsum. In Smartphones integrierte Apps wie „Bildschirmzeit“ (Apple) und „Digitales Wohlbefinden“ (Android) können beim Überblick helfen. Die Tatsache, dass selbst die Smartphonehersteller eine solche Funktion zur Verfügung stellen, sagt bereits mehr als tausend Worte. Während positive Aspekte wie Mediengestütztes lernen, weltweite Kommunikation über alle Kulturen hinweg, eine gestärkte Stimme des Einzelnen und natürlich auch Spaß nicht vernachlässigt werden sollten, ist bei stark erhöhter Nutzung trotzdem höchste Vorsicht geboten.Onlinedienste wie YouTube, Instagram und TikTok basieren auf Algorithmen, die darauf ausgelegt sind zu erkennen, was dem Nutzer gefällt und diesem mehr davon anzubieten, um die Nutzungsdauer zu erhöhen. Was für Unternehmen, die personalisierte Werbeflächen verkaufen Sinn macht, ist jedoch sowohl für die Entwicklung von Kindern als auch das Wohlbefinden von Erwachsenen gefährlich.
So besteht nicht nur die Gefahr, sich als Elternteil im Konsumnetz zu verfangen, sondern gleichzeitig auch dem Kind durch fehlende Aufmerksamkeit und Darlegung spannender Alternativen langfristig zu schaden. Balance ist der Schlüssel, doch sobald die Wippe zu stark in Richtung Konsum ausschlägt, leiden sowohl soziale als auch kreative und produktive Aktivitäten. Zudem besteht die Gefahr eines Informations-Overloads und einer Dopaminabhängigkeit durch eine erhöhte verlängerte Ausschüttung während der Bildschirmzeit.
Wer sich spaßige bildschirmlose Aktivitäten sucht, stößt also ebenfalls einen Dominostein an, da die Tendenz so weg vom Sitzen und schlechter Ernährung hin zu produktiven, kreativen und bewegungsorientierten Unternehmungen geht.
Ein kompletter Verzicht auf Medien mag unpraktikabel sein, aber ein Schritt in Richtung Balance klingt gar nicht mal so schlecht.
